Als ich in 2002 die Matura an den Baletour abschloss, hatte ich keinerlei konkrete Karrierepläne. Was ich jedoch hatte, war eine große Lust am Reisen und an Sprachen – vor allem Französisch – und ein Interesse an Landwirtschaft und Lebensmitteln. Nach abgeschlossenem Zivildienst zog es mich deshalb nach Frankreich, wo ich auf zwei Biobauernhöfen als Praktikant arbeitete. Neben der Sprache wollte ich mehr über die Lebensmittelproduktion lernen.
Nach einem halben Jahr in Frankreich ging es dann nach Wien, um an der Universität für Bodenkultur Agrarwissenschaften zu studieren. Nach zwei Jahren in Wien zog es mich wieder ins Ausland und ich wurde Erasmus-Student für ein Jahr an der schwedischen Landwirtschaftsuniversität in Uppsala. Dort gefiel es mir so gut, dass ich mich für ein MSc-Studium in Nachhaltiger Entwicklung bewarb. Insgesamt verbrachte ich über vier Jahre in Uppsala (davon sechs Monate für meine Magisterarbeit in der Türkei), bevor ich für ein Praktikum bei einer Umweltberatungsfirma nach Kopenhagen in Dänemark zog.
Während der sechs Monate, die ich in Kopenhagen verbrachte, beschloss ich zu doktorieren, und begann, mich an verschiedenen Universitäten in Skandinavien und England zu bewerben. Ich lernte dann eine Professorin der Universität Lund in Südschweden kennen, die mir eine Position als Doktorand an der Uni Lund anbot. Von 2011 bis 2015 war ich deshalb Doktorand in Lund, und in dieser Zeit eröffnete ich auch gemeinsam mit einem guten Freund eine Getränkefirma, die Kombucha herstellt, mit Sitz in der Nachbarstadt Malmö.
Nach Abschluss meines Doktorats widmete ich den Großteil von 2015 der Etablierung der Firma (Roots of Malmö AB) und ging erst danach zurück an die Uni Lund, um dort zuerst als Post-Doc und danach als Dozent zu arbeiten. Gleichzeitig arbeitete ich daran, die Firma aufzubauen. Heutzutage verteile ich meine Arbeitszeit ungefähr zu gleichen Teilen auf die Tätigkeit an der Universität und die Arbeit in der Firma, wo wir noch fünf weitere Mitarbeiter haben. Allerdings ist meine Arbeitszeit heutzutage begrenzter, da ich und meine Frau zwei kleine Töchter haben, die eine ganze Menge Aufmerksamkeit verdienen.
Was ich aus dieser 20-jährigen Laufbahn gelernt habe, ist, dass man keine Angst vor „Umwegen“ haben soll, und dass das Wichtigste ist, seinen Leidenschaften zu folgen. Denn was man auch macht, das Erreichen der eigenen Ziele erfordert harte Arbeit, und nur mit Leidenschaft macht harte Arbeit auch Spaß.
